Mittwoch, 19. Oktober 2011

Schaurig-schön und nicht gefährlich: Kinder-Krampusse im Zottelfell sind die Lieblinge des Lienzer Advents
In Osttirols Hauptstadt erleben Besucher südlich der Zillertaler Alpen fernab vom Trubel des Ski Zillertal in der Vorweihnachtszeit urtirolerisches Brauchtum, Tradition und jede Menge Romantik vor schneebedeckten Skibergen

Sie sind gerade mal einen Meter groß – und laufen schon im Zottelfell und mit furchterregenden Masken durch die Straßen: Wenn 150 Nachwuchs-Krampusse am 6. Dezember mit lautem Glockengeläut in der Lienzer Altstadt Einzug halten, sind die dreijährigen Knirpse die heimlichen Stars im Gefolge des Nikolaus. Der Lienzer Adventsmarkt, der zu den traditionsreichsten in ganz Österreich gehört und unter dem Motto „Einmal wieder Kind sein“ steht, lässt vom 25. November bis 24. Dezember urtirolerisches Brauchtum lebendig werden. Vor dem Rathaus, das sich in einen riesigen Adventskalender verwandelt, treten Sänger und Märchenerzähler auf. Lesungen und Hirtenspiele beeindrucken die Besucher ebenso wie die lebende Werkstätte, in der Glasbläser, Kerzenzieher und Holzschnitzer zum Mitmachen auffordern, während der Nachwuchs in der Kinderbackstube schwitzt. Das Adventspaket über ein verlängertes Wochenende gibt es ab 155 Euro pro Person im Doppelzimmer eines 3-Sterne-Hotels. Es enthält drei Übernachtungen inklusive Halbpension, dazu Extras wie eine geführte Schneeschuhtour und Glühweingutscheine.

Insgesamt sind es rund 60 Veranstaltungen, die den Lienzer Advent begleiten und man gewinnt den Eindruck, dass in der romantischen Kleinstadt inmitten der Lienzer Dolomiten fast jede Familie irgendwie involviert ist. Allein der „Nikolo- und Krampusverein“ zählt 400 Mitglieder. Vorsitzender Kurt Glänzer, der selbst schon als Dreijähriger mit von der Partie war und inzwischen Dutzende Larven – Masken aus weichem Zirbenholz – selbst geschnitzt hat, legt Wert auf Disziplin. „Wir sind zivilisierte Schauergestalten und gehen meist nur im Spaß auf Freunde und Bekannte los“, betont er. Wer auf keinen Fall in eine Rangelei verwickelt werden will, ist hinter der Absperrung auf der sicheren Seite, wenn die Erwachsenen am 3. Dezember nach der Nikolausansprache auf dem Johannesplatz umherziehen. Am 5. Dezember wechselt die Szenerie in den Ortsteil Patriasdorf und damit in eine ländlich-beschauliche Kulisse, bevor die Nachwuchs-Krampusse einen Tag später alle Blicke auf sich ziehen.

Das Rathaus rückt jeweils um 18.30 Uhr in den Mittelpunkt des Geschehens: Vom 1. bis 24. Dezember wird hier täglich ein neues Kunstwerk enthüllt und damit ein weiteres Advents-Fenster geöffnet. Die Bilder stammen übrigens von Osttiroler Malern und Zeichnern, der bei der Versteigerung erzielte Erlös kommt gemeinnützigen Zwecken zugute. Beim Zuschauen und Glühweintrinken wärmen offene Feuerstellen in der liebevoll geschmückten Lienzer Altstadt. Anschließend schlendert man noch an den Ständen mit unverwechselbarem Kunsthandwerk vorbei und probiert Osttiroler Spezialitäten. Besonderer Tipp: Das original Lienzer Lebzelt – leckeres Gebäck nach einem Rezept von 1644, das nach Zimt und Nelken duftet, mit Preiselbeeren gefüllt und mit Marzipan verziert ist. Der Lienzer Adventsmarkt endet täglich um 21 Uhr, wenn der Nachtwächter die Hellebarde schwingt und seine Abschlussrunde dreht.

Über Osttirol: Osttirol mit der Bezirkshauptstadt Lienz und 32 Gemeinden gliedert sich in vier Regionen: Die Nationalpark-Region Hohe Tauern und das Defereggental im Norden, die Lienzer Dolomiten im Südosten und das Hochpustertal im Südwesten. Staufreie und winterfeste Anfahrt über die Felbertauernstraße; Ski & Fly mit dem Airportshuttle vom Flughafen Klagenfurt bzw. Innsbruck nach Osttirol.

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